Beurteilung der Schadstoffbelastung
Die Beurteilung der Schadstoffbelastung richtet sich nach den vorgegebenen Wirkungspfaden der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV). Diese sind in der nachfolgenden Tabelle hinsichtlich ihrer Relevanz für den vorliegenden Schaden bewertet.
Wirkungspfade nach BBodSchV | Wirkungspfad relevant? | Anmerkung |
Boden -> Mensch | nein | keine oberflächennahen Belastungen, Belastungen erst in größeren Tiefen (6 - 8 m) |
Boden -> Nutzpflanze | nein | Wurzelzone liegt oberhalb der Bodenbelastungen |
Boden -> Grundwasser | ja | Grundwassergefährdung ist gegeben, Trinkwasserschutzzone ist jedoch 6 km entfernt, deshalb keine Gefährdung des Trinkwassers |
Schadstoffe im Boden
Aus den belasteten Böden rund um das ehemalige Gaswerk wurden im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte Kohlenwasserstoffverbindungen ausgewaschen und nach und nach in tiefere Schichten transportiert. Dort wurden sie vom Grundwasser aufgenommen und in der Fließrichtung des Grundwassers transportiert.
Wie man durch neueste Bodenproben festgestellt hat, lagern nach wie vor größere Mengen der Schadstoffe im Erdreich. Die höchsten Konzentrationen finden sich auf dem nördlichen Parkplatz des ENTEGA-Betriebsgeländes in der Frankfurter Straße 100. Mengenmäßig den größten Anteil am Schadstoffaufkommen im Boden hat das Benzol. Daneben finden sich weitere Kohlenwasserstoffverbindungen wie PAK, Naphthalin, Toluol und Xylole.
Die noch vorhandenen Restbelastungen im Boden liegen aufgrund der bereits erfolgten Bodenaustauschmaßnahmen überwiegend in Tiefen > 6 m vor und stellen damit keine Gefährdung für die Wirkungspfade Boden-Mensch bzw. Boden-Nutzpflanze dar.
Schadstoffe in der Bodenluft
Aus dem belasteten Boden und Grundwasser können theoretisch Schadstoffe in die Bodenluft (Gasphase im Boden) gelangen. Im Bereich der Bodenbelastungen auf dem ehemaligen Gaswerksgelände wurde hierzu im Rahmen der früheren Sanierungsmaßnahmen bereits eine Bodenluftsanierung durchgeführt. Zur Überprüfung einer möglichen Belastung der Bodenluft durch die Schadstofffahne im Grundwasser wurden 2011 mehrere Messungen durchgeführt. Aufgrund dieser Messungen und den orientierenden Hinweisen für flüchtige Stoffe in der Bodenluft der LABO (Bewertungsgrundlagen für Schadstoffe in Altlasten, Informationsblatt für den Vollzug, 2008) wird nach gutachterlicher Einschätzung keine Gefährdung für die im Bereich der Schadstofffahne arbeitenden oder wohnenden Menschen gesehen.
Schadstoffe im Grundwasser
Im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte wanderten die wasserlöslichen Kohlenwasserstoffverbindungen aus den oberen Bodenschichten in den darunter liegenden Grundwasserleiter. Langsam aber stetig konnte sich damit eine schmale Schadstofffahne etwa 900 Meter in westliche Richtung ausbreiten.
Die Schadstoffkonzentration nimmt mit zunehmender Entfernung ab. Eine direkte Gefahr für die Anwohner besteht aufgrund der Tiefenlage des Grundwassers (> 10 m unter Gelände) nicht. In den betroffenen Bereichen darf jedoch kein Grundwasserbrunnen betrieben werden. Damit besteht über die Wirkungspfade Grundwasser-Nutzpflanze bzw. Grundwasser-Mensch keine Gefährdung. Eine mögliche Gefährdung des Trinkwassers kann ausgeschlossen werden, da Einzugsgebiete der Trinkwassergewinnung nicht betroffen sind.
Grundwasser ist als Schutzgut jedoch in erheblichem Umfang betroffen, so dass im Sinne des allgemeinen Grundwasserschutzes eine Sanierung notwendig ist.
Schlussfolgerungen
Aromatische Kohlenwasserstoffe sind stark gesundheitsschädlich. Benzol wird sogar als krebserregend eingestuft. Sowohl im Grundwasser als auch für Teilbereiche im Boden sind die Richtwerte für die einzelnen Stoffe um ein Vielfaches überschritten.
Menschen und Tiere kommen in der jetzigen Situation nicht in Kontakt mit diesen Stoffen, eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung besteht derzeit nicht. Dennoch lassen Ausmaß und Art der Boden- und Grundwasserbelastung nur einen Schluss zu: Eine weitere Sanierung ist unbedingt erforderlich. Sie dient dem aktiven Grundwasserschutz.
In enger Abstimmung haben die Stadt Darmstadt als Sanierungsverantwortliche und die ENTEGA AG als diejenige, die die Sanierung umsetzt, gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Darmstadt ein umfassendes Sanierungskonzept erstellt. Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stellt hierfür Fördermittel zur Verfügung.